Wenn die Tage kürzer werden und die Temperaturen sinken, bereiten sich Igel auf ihren Winterschlaf vor. Doch nicht alle von ihnen finden optimale Bedingungen, um sicher durch die kalte Jahreszeit zu kommen. Der hessische Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Hessen) erklärt, wie wir Igeln im Herbst und Winter effektiv helfen – und wann wir uns lieber zurückhalten.
Den Garten Igel-freundlich gestalten
Je naturnaher ein Garten, desto besser für den Igel. Naturbelassene Bereiche mit Sträuchern, Büschen oder Hecken bieten ideale Versteck- und Rückzugsmöglichkeiten. Auch Reisig- oder Holzhaufen sowie ein Kompostplatz stellen wertvolle Unterschlüpfe dar. Wer Laub, Zweige und Gestrüpp im Herbst in einer Ecke im Garten belässt, liefert Igeln natürliches Material zum Nestbau für ihren Winterschlaf.
Igel verspeisen vor allem Regenwürmer, Insekten und andere Kleintiere – in einem naturnahen, pestizidfreien Garten finden sie davon reichlich. Der Verzicht auf chemische Mittel ist nicht nur aus ökologischer Sicht sinnvoll: Viele dieser Stoffe können für Igel direkt giftig sein. Darüber hinaus lauern im Garten weitere Gefahren, die leicht übersehen werden: Offene Lichtschächte, Kellertreppen oder steil abfallende Teichränder können für Igel zur Gefahrenstelle werden, wenn sie hineinfallen und keinen Weg hinaus finden. Mit Gittern, Rampen oder anderen Ausstiegshilfen lassen sich derartige Risiken entschärfen.
Da Igel vor allem bei Dämmerung und nachts auf Nahrungssuche gehen und dabei weite Strecken zurücklegen, sind sie auf durchlässige Gärten angewiesen. Ein kleiner Durchlass im Zaun von 10 x 10 cm oder eine Öffnung unter dem Gartentor kann ihnen helfen, zwischen verschiedenen Gärten und Lebensräumen zu wechseln.
Todesfalle Gelber Sack
Gerade im Herbst sind Igel auf Nahrungssuche. Sie werden dabei oft von offenem Müll und gelben Säcken angezogen. Der davon ausgehende Geruch von Lebensmittelresten in Verpackungen wie Joghurtbechern oder Dosen lockt die Tiere an und verleitet sie zum Hineinkriechen. Ungesicherte Müllsäcke können so schnell zur tödlichen Falle werden: Igel klemmen sich ein, finden keinen Ausweg oder werden im schlimmsten Fall mit dem Abfall entsorgt.
Das lässt sich jedoch leicht verhindern: Wer seine gelben Säcke gut verschließt und sie nicht direkt auf den Boden stellt, zum Beispiel indem man sie am Gartenzaun aufhängt, schützt die Tiere vor dem Eindringen. Noch besser ist es, die Säcke erst am frühen Morgen des Abholtages herauszustellen.
Igel in Not? Wann wir helfen sollten und wann besser nicht
Nicht jeder Igel, der uns tagsüber begegnet und nicht direkt wegrennt, ist hilfsbedürftig und braucht unsere Unterstützung. Es ist wichtig zu unterscheiden, ob ein Tier wirklich in einer Notsituation ist oder ob es lediglich Unterstützung braucht. Unterstützung ist sinnvoll, wenn ein Igel noch lebt und gesund ist, aber zum Beispiel Anfang November deutlich unter 400 Gramm wiegt. In solchen Fällen kann eine gezielte Zufütterung sinnvoll sein, beispielsweise in dem man einen Futternapf aufstellt, den Igel selbstständig aufsuchen können. Besonders geeignet sind Katzenfutter mit hohem Fleischanteil oder ungewürztes Rührei. Auf Obst, Milch oder gewürzte Speisen sollte unbedingt verzichtet werden, da sie dem Igel schaden können.
Hilfe, die darüber hinausgeht, kann erforderlich sein, wenn ein Igel krank, verletzt oder in akuter Not ist. Hier ist jedoch entscheidend, nicht selbst zu experimentieren, sondern immer fachkundige Unterstützung hinzuziehen. Wenden Sie sich am besten an eine igelkundige Tierarztpraxis oder eine Igelstation.
In allen anderen Fällen bedeutet gut gemeinte Unterstützung oft mehr Schaden als Nutzen, mahnt der BUND Hessen. Unnötige Hilfe kann die Tiere stressen und sie von ihren natürlichen Überlebensinstinkten abhalten, sodass sie nicht mehr selbst die Nahrungssuche übernehmen oder geeignete Winterquartiere finden können. „Nicht jeder Igel, der uns mitleidig anschaut, braucht unsere helfenden Hände – aber jeder falsche Griff kann ihm schaden“, erklärt Jörg Nitsch, Vorsitzender des BUND Hessen.
Igel gesichtet? Jetzt Sichtung online melden!
Um mehr über den Zustand der Igelpopulation in Hessen zu erfahren, ruft das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) dazu auf, Igel-Sichtungen zu melden. Wir unterstützen diese wichtige Aktion für den Artenschutz!
Melden Sie Ihre Beobachtung einfach und schnell über das Meldeportal des HLNUG. Jede Meldung hilft, den Igel besser zu schützen.